Hybrides Projektmanagement als Kompromiss diverser Denkansätze


Kunden von affinis stellen häufig die Frage nach der richtigen Projektmanagement-Methode. Wir sind der Überzeugung, dass im Projekt ein adäquater Einsatz verschiedener Methoden als ganzheitlicher Ansatz betrachtet werden sollte.

Durch ein hybrides Projektmanagement-Modell können divergierende Präferenzen innerhalb eines Unternehmens berücksichtigt werden und so auf den Projekterfolg einzahlen. Während das Topmanagement in der Projektsteuerung nach einer übergeordneten Methode strebt, sehnen sich Entwicklerteams oftmals nach weitgehend selbstorganisierter Steuerung. Beispielsweise in der IT-Branche, organisieren sich die Bereiche der Software-Entwicklung mit eigener Gestaltungsmöglichkeit. Zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen einen andern  Blogbeitrag von uns.

Eine klassische, vom Topmanagement präferierte Projektmanagement-Methode ist in „Projects in Controlled Environments“ (kurz: Prince2) zu finden. Mit der Fokussierung auf die sieben Themen Business Case, Organisation, Qualität, Pläne, Risiken, Änderungen und Fortschritt gewährleistet ein Projektmanager nach Prince einen kontrollierten Start, Verlauf und Ende des Projekts.

Agile Methoden, wie beispielsweise der Scrum-Prozess (siehe Abbildung 1), sind dabei keinesfalls obsolet: Die Integration alternativer Methoden in klassische Projektmanagement-Praktiken schafft die optimale Möglichkeit ein Projekt Ende-zu-Ende im Interesse aller Beteiligten (Unternehmensführung und Entwickler) zu steuern.

Scrum in klassischen Projektmanagement-Modellen oftmals sehr hilfreich

Ein Blick auf die Prinzipien von Scrum, welche im agilen Manifest von Schwaber et al. (2001) formuliert sind, bestätigt die Vereinbarkeit mit Prince2-Prinzipien. So ist beispielsweise der Grundsatz „Funktionierende Software wichtiger als eine umfassende Dokumentation“ in dem Prince2-Prinzip der Produktorientierung wiederzufinden. Während dem Thema „Änderungen“ bei Prince2 ein eigener Bereich gewidmet wird, unterstreichen Schwaber et al., dass das Eingehen auf Veränderungen wichtiger ist als das Festhalten an einem Plan.

Der Scrum-Prozess ist leicht zu verstehen: Ein definiertes Lastenheft wird in ein Product Backlog übersetzt, welches von einem kleinen Entwicklerteam in Sprints bearbeitet wird. Der für den wirtschaftlichen Erfolg des Produkts verantwortliche Product Owner ist dabei regelmäßig in die Erhebung der Arbeitsfortschritte eingebunden. Gleichzeitig ist er dadurch in der Lage, Änderungswünsche der Stakeholder geordnet an das Entwicklungsteam zu kommunizieren, um damit ein optimal angepasstes Produkt zu schaffen.

Die Kombination von Prince2-Methoden mit dem Scrum-Prozess stellt ein Beispiel des hybriden Projektmanagements dar. Interessant ist hierbei die Möglichkeit, im hybriden Projektmanagement agile Methoden mit klassischen Methoden zu verbinden.

Beispielsweise kann aus dem Scrum-Prozess heraus der Business Case aus dem Product Backlog Input abgeleitet werden. Ferner liefert die Sprint-Planung wichtige Informationen für die (kurzfristige) Planungsebene. Der im Prince2-Konzept für wichtig befundenen Fortschrittskontrolle und Bewertung der Ergebnisse wird im Sprint Review und der regelmäßigen Kommunikation an den Lenkungsausschuss nachgekommen.

 

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Abb. 1: Wasserfall in Scrum

Projektmanagement-Methoden unter Berücksichtigung des Makro- und Mikromanagements

Die Herausforderung bei der Einführung hybrider Vorgehensweisen liegt in der Beibehaltung bewährter Prozesse im Makromanagement, in Kombination mit der grundlegenden Änderung im Mikromanagement.  Hierfür kann beispielsweise ein bestehendes Projektberichtswesen erhalten bleiben, während sich die Entwicklungseinheit neu organisiert. Um diesen Spagat zu schaffen müssen die notwendigen Aktivitäten des Prince2-Modells hinsichtlich möglicher Schnittstellen zum Scrum-Prozess betrachtet werden (Abbildung 2):

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Abb. 2: Scrum im Wasserfall-Modell

Um auf der Managementebene zu „Lenken“ ist der Product Owner der fachliche Ansprechpartner, der sowohl bei der Vorbereitung eines Projekts als auch der Lenkung des Projekts aktiv wird. Der Scrum Master verantwortet den Entwicklungsverlauf unter Berücksichtigung der Einhaltung der Scrum-Regeln. Damit übernimmt er die Prince2-„Managen“-Ebene und ist als beratende Führungskraft aktiv. Die dritte Ebene „Liefern“ wird vom Entwicklungsteam in Eigenverantwortung umgesetzt. So wird deutlich, wie agile und klassische Projektmanagementmethoden sich ergänzen können. Dies führt als ganzheitlicher Ansatz zur Erreichung aller definierten Anforderungen auf den verschiedenen Projektebenen.

Es wird deutlich, dass die Frage nach der richtigen Methode abhängig vom jeweiligen Umfeld ist. Gerne stehen wir Ihnen zur Verfügung um gemeinsam herauszufinden, welche Arbeitsweise die Beste für Sie ist.