Strategisches Prozessmanagement beinhaltet jegliche Aspekte des Prozessmanagements welche von strategischer Bedeutung für das Unternehmen sind. Dazu zählen die Definition von Kernprozessen oder die Entwicklung von strategischen Prozesszielen. Im heutigen Unternehmensumfeld ist eine immer höhere Dynamik von Unternehmen notwendig, um für immer komplexere Probleme Lösungsansätze zu finden und diese umzusetzen. Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, ihre strategische Ausrichtung fortlaufend zu korrigieren oder neu zu bestimmen, um Wettbewerbsvorteile zu verteidigen oder auszubauen.

Unternehmensziele und das strategische Prozessmanagement

Mit Hilfe des strategischen Prozessmanagements soll gewährleistet werden, dass das Prozessmanagement innerhalb des Unternehmens auf die strategischen Ziele der Organisation ausgerichtet ist. Einer der wichtigsten Faktoren dafür ist die Realisierbarkeit der definierten Ziele. Die Ziele sollten sich an der definierten Unternehmensvision und der -mission orientieren und die Unternehmensausrichtung definieren. Eine Strategie ist eine langfristige Ausrichtung, ein Weg, den man betritt und erst in einigen Jahren erreichen wird. Strategische Ziele sind somit auf längere Zeiträume auszulegen. Meistens beträgt dieser Zeitraum für die Ausrichtung des Unternehmens 3-5 Jahre. Für die Unternehmensvision wird meistens ein Zeitraum von 5-10 Jahre angelegt. Für die Vision, welcher die Grundlage der Ausrichtung und somit für die strategischen Ziele darstellen soll, sind die Zeiträume in der Literatur nicht näher definiert, da diese sich nur ändert, wenn sich das Unternehmen grundlegend ändert. Eine Vision soll das Unternehmen in einem weit in der Zukunft liegenden Zeitpunkt beschreiben, zu einem Zustand der zwar schwierig zu erreichen, aber dennoch realisierbar ist. Da sich die äußerlichen sowie die inneren Faktoren stetig ändern können und sichergestellt werden muss, dass die Prozesse auch weiterhin ein Erreichen der definierten Ziele ermöglicht, muss durch eine kontinuierliche strategische Prozesskontrolle ein möglicher strategischer Anpassungsbedarf geprüft und falls nötig umgesetzt werden.

Die Unterschiede zwischen strategischem und operativem Prozessmanagement

Strategisches Prozessmanagement

Das strategische Prozessmanagement betrachtet das „Große und Ganze“ des Unternehmens. Es umfasst die planenden, kontrollierenden und steuernden Aktivitäten, die wichtig sind, um die Prozesse eines Unternehmens an der Unternehmensstrategie auszurichten. Zusammengefasst: Das strategische Prozessmanagement versucht Kernprozesse und die Unternehmensstrategie miteinander zu verbinden. Strategisches Prozessmanagement identifiziert Anforderungen an die Prozesse aus der Unternehmensstrategie und dem Geschäftsmodell. Ziel ist es einen langfristigen und unternehmensweiten Plan zur Weiterentwicklung der Prozesse des Unternehmens zu schaffen. Dafür werden die erforderlichen Maßnahmen definiert und die Umsetzung eben jener Maßnahmen kontrolliert. Der Ansatz des Strategischen Prozessmanagements schafft einen Überblick über die Unternehmensstruktur und weist auf zukünftige Potenziale hin.

Operatives Prozessmanagement

Das Operative Prozessmanagement beschäftigt sich mit Teilprozessen innerhalb der jeweiligen Organisationseinheit sowie mit der Erreichung der Prozessleistung. In diesem Bereich findet die konkrete Prozessmodellierung, Prozessanalyse, Prozessumsetzung und Prozessoptimierung statt. Das Operative Prozessmanagement beschäftigt sich mit den bestehenden Prozessen im Tagesgeschäft, um die vorgegebenen Leistungskennzahlen zu erreichen und die Potenziale bestehender Prozesse auszuschöpfen. Es modelliert, analysiert, designet und misst die Prozesse innerhalb eines abgesteckten Bereiches, der an den Schnittstellen zu anderen Organisationseinheiten endet. Es treibt die kontinuierliche Prozessverbesserung bzw. Erneuerung für seine Prozesse an.

Übersicht der Unterschiede zwischen strategischem und operativem Prozessmanagement

Im Gegensatz zum operativen Prozessmanagement sind die Ziele im strategischen Prozessmanagement eher langfristig ausgelegt. Auch ist der „Sachbezug“, der Rahmen, der betrachtet wird im strategischen Prozessmanagement größer. Im operativen Prozessmanagement wird sich eher auf bestimmte Aufgaben oder Bereiche fokussiert während im strategischen Prozessmanagement das „Gesamte“ betrachtet wird. Auch fokussiert sich das operative Prozessmanagement eher auf lokale Bereiche während das strategische Prozessmanagement die Prozesse global auf das Unternehmen betrachtet.

 

            Merkmalsausprägung
Kriterium
„strategisch“ „operativ“
Zeitbezug (abhängig von Aufgabe und Produkt) Langfristigkeit Kurzfristigkeit
Sachbezug Erweiterter Blickwinkel / Metaebene Fokussierung auf Bereich/Aufgabe
Ortsbezug Globale Betrachtung Lokale Betrachtung

 

Welche Relevanz hat strategisches Prozessmanagement im Unternehmen?

Strategisches Prozessmanagement zielt auf einen tiefgehenden Umbau des Unternehmens ab. Das Ziel ist es Quantensprünge in der Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu erreichen. Dabei werden bestehende Strukturen bis in die Unternehmensspitze hinein komplett umgebaut. Alte Denkweisen müssen dafür über Bord geworfen werden, was wiederum vielen Unternehmen besonders schwerfällt, da es in Unternehmen häufig mit großem Wiederstand verbunden ist, alte Strukturen zu ändern. Anstatt der alten Denkweisen und Strukturen gibt es eine Leitidee, der sich alles unterzuordnen hat.

Strategische Prozessoptimierung geht top down. Deswegen muss die Grundidee des Unternehmens in Form der Unternehmensrevision prozessorientiert erneuert werden. Oder es muss die Strategie auf das mit der Vision beschriebene langfristige Ziel ausgerichtet werden und bleibt keine feststehende Größe. Es müssen Strukturen auf der obersten Management-Ebene an die Prozesse angepasst werden.

Quellen:

Hofmann, P. D. (September 2019). Strategisches Prozessmanagement. Nürtingen.

Kranz, M. (2007). Management von Strategieprozessen. Potsdam: Dissertation Universität Potsdam.

Simon, A. (September 2019). Flips Vorlesung „Lean Management“. Nürtingen.