Frauen als Fachkräfte gewinnen: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klaffen bei deutschen IT-Unternehmen immer noch große Lücken. Dabei führen Diversität und Inklusion in Unternehmen laut Studien zu nachweislich mehr Unternehmenserfolg. Auch wir bei affinis würden gerne noch mehr weibliche Fachkräfte für unsere Mannschaft gewinnen.

Viele Initiativen bemühen sich inzwischen aktiv darum, IT-Berufe für Frauen attraktiver zu machen und entwickeln Lösungsansätze für eine neue Art der Bewerbersuche und -ansprache. Als Mitglied des Verbandes „bremen digitalmedia e.V.“ haben wir im vergangenen Jahr an der Avanja Recruiting Challenge teilgenommen und unseren eigenen Bewerbungsprozess hinsichtlich der Attraktivität für weibliche Bewerberinnen auf die Probe gestellt.

Anlässlich des Weltfrauentags 2023 werfen wir einen Blick zurück auf eine spannende Erfahrungsreise und die von uns gesammelten Learnings.

In Inside, Karriere•8. März 2023•8 Minutes Frauen für IT begeistern: Rückblick auf die Avanja Recruiting Challenge
Bei der Avanja Recruiting Challenge von bremen digitalmedia haben wir unseren Bewerbungsprozess durchleuchten lassen.

Nur 18 Prozent Frauenanteil in IT-Berufen

Durch den schon lange andauernden Fachkräftemangel gehören IT-Unternehmen eigentlich zu den fortschrittlichsten und innovativsten Arbeitgebern am Arbeitsmarkt. Was ihnen jedoch noch nicht gelingt: Frauen wie Männer gleichermaßen für sich zu gewinnen. Lediglich 18 Prozent der Arbeitnehmer:innen in IT-Berufen sind Frauen.

Der Interessenverband der Medien- und Informationstechnologie-Unternehmen des Landes Bremen, bremen digitalmedia, hat sich zum Ziel gesetzt, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Standorts für die Branche nachhaltig positiv zu beeinflussen. Ein Fokus liegt dabei auf der Aus- und Fortbildung im Bereich IT und Medien. Mit „F.I.T. Frauen in IT“ und „Avanja – Frauen in die IT!“ bestehen innerhalb des Vereins gleich zwei Initiativen, um Frauen für digitale Berufe zu begeistern.

Avanja Recruiting Challenge: Bewerbungsprozess auf dem Prüfstand

Konkrete Tipps und Ideen für die Ansprache von weiblichen Bewerberinnen liefert seit zwei Jahren die Plattform „Avanja“. Mit der Recruiting Challenge hat die Initiative im letzten Jahr ein spannendes Projekt gestartet. Acht Unternehmen haben Testbewerberinnen undercover ihren Recruiting-Prozess durchlaufen lassen. Zu diesen acht Unternehmen gehörten auch wir. Es galt herauszufinden: Wo haben Unternehmen Optimierungspotenzial, wenn es darum geht, Frauen als Bewerberinnen zu erreichen.

Für uns war direkt klar, dass wir gerne an der Challenge teilnehmen wollen. Es passiert selten, dass man ein unvoreingenommenes Feedback auf den eigenen Bewerbungsprozess und Karriereaufritt bekommt“, erklärt Katrin Brunken, Senior Recruiting Manager bei affinis.

Individuelles Feedback für die teilnehmenden Unternehmen

Nachdem die Testbewerberinnen den Bewerbungsprozess der teilnehmenden Unternehmen auf den Prüfstand gestellt hatten, erhielt jedes Unternehmen individuelles Feedback. „In vielen Bereichen unseres Karriereauftritts sind wir schon gut aufgestellt, konnten wir feststellen. Wir arbeiten mit authentischen Bildern, haben ein Einstiegsprogramm, mit dem wir auch gezielt Quereinsteiger:innen ansprechen, und achten auf einen wertschätzenden Bewerbungsprozess mit Kommunikation auf Augenhöhe. In unserem MannschaftsMittwoch-Format porträtieren wir regelmäßig tolle Frauen aus unserer Mannschaft“, berichtet Katrin Brunken.

Gleichzeitig nehmen wir einige Learnings mit, wie wir unseren Karrierebereich und unsere Stellenanzeigen so optimieren können, dass wir als Arbeitgeber für Frauen noch attraktiver werden. Wir haben uns als erstes Thema besonders die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, welches aber natürlich nicht nur Frauen betrifft, auf die Fahne geschrieben.

Avanja Abschlussworkshop: Mitgedacht reicht nicht

Beim Abschlussworkshop im Dezember 2022 tauschten sich die Teilnehmenden der Challenge und die Testbewerberinnen noch einmal in großer Runde gemeinsam aus und sprachen über die zentralen Erkenntnisse und Learnings. Dabei wurde klar: Frauen einfach nur mitzudenken, reicht im Bewerbungsprozess nicht aus. Viele Recruitingtipps gelten geschlechtsunabhängig, doch bereits bei der Konzeption von Stellenanzeigen können Unternehmen einiges für die Ansprache weiblicher Bewerberinnen beachten. Frauen legen beispielsweise mehr Wert auf die Erfüllung der in einer Stellenanzeige genannten Qualifikationen. Durch die gezielte Nennung von Soll- und Kann-Anforderungen gewinnen Unternehmen mehr Spielraum und Frauen ziehen eine Bewerbung eher in Betracht.

Mehr Diversität durch Nachwuchsförderung

Neben tradierten Rollenbildern spielen auch Vorbilder für die Job- und Berufswahl eine wesentliche Rolle – und hier entsteht ein Dilemma. Wo nur männliche Mitarbeitende zu sehen sind, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Frauen bewerben. Role Models und Netzwerke im Unternehmen können hier Abhilfe schaffen und Identifikation stiften.

Mit 37 Prozent weiblichen Teamleads in der gesamten affinis Gruppe liegen wir erfreulicherweise deutlich über dem Branchendurchschnitt. Weniger divers ist der Blick auf die Ebene unserer Bereichsleitungen und Vorstände. Mit weniger als zehn Prozent weiblichen Bereichsleitungen und einem rein männlichen Vorstand haben wir noch deutlichen Nachholbedarf. Dessen sind wir uns ganz klar bewusst. Wir arbeiten daher daran, den Nachwuchs in unseren Reihen zu stärken und unsere jungen Führungskräfte gezielt weiterzuentwickeln.

Individuelle Arbeitsmodelle porträtieren und leben

Innerhalb des Karrierebereichs einer Unternehmenswebsite kommt es immer mehr darauf an, nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf abzubilden, sondern verschiedene Lebensmodelle zu berücksichtigen. Dadurch gewinnen Unternehmen geschlechtsübergreifend an Attraktivität – schließlich ist Familienfreundlichkeit keine reine Frauenthematik und „Karriere machen“ nicht nur Männern vorbehalten. Schlussendlich kommt es aber auf den internen Kulturwandel an: Erst wenn individuelle Arbeitsmodelle auch im Unternehmensalltag gelebt und respektiert werden, ist das Ziel tatsächlich erreicht.

Mit flexiblen Arbeitszeiten und uneingeschränkter Homeoffice-Regelung haben wir bei affinis bereits eine gute Grundlage, um den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Mannschaft gerecht zu werden. Gleichzeitig gibt es noch mehr Angebote und Möglichkeiten, um für Mitarbeitende das Umfeld zu schaffen, in dem sie am besten arbeiten können. Hier sind wir zurzeit dabei, weitere Maßnahmen zu prüfen. „Ich selbst arbeite in Teilzeit und bin Mutter von zwei Kindern. Durch das flexible Arbeitszeitmodell und die Selbstverständlichkeit von Homeoffice können mein Partner und ich die Kinderbetreuung deutlich unkomplizierter organisieren. Und da macht es bei affinis auch nichts, wenn die Kinder mal beim Videocall durch das Bild laufen ganz im Gegenteil, meist wird noch freundlich zurück gewunken“, berichtet Katrin Brunken.

Den Sprung in die konsequente Umsetzung schaffen

Das Avanja-Abschlussevent zur Recruiting Challenge im Januar 2023 zeigte eindrucksvoll das große gesellschaftliche Interesse an dem innovativen Projekt von bremen digitalmedia. Zahlreiche Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und der Bremer Medienlandschaft waren vor Ort dabei, um einen Einblick in die Ergebnisse der Challenge zu bekommen. Das Bewusstsein, mehr Frauen für IT-Berufe zu gewinnen, ist längst da. Best Practices und Lösungsansätze existieren ebenfalls – Unternehmen müssen sie bloß noch konsequenter umsetzen.

Die Avanja Recruiting Challenge hat uns geholfen, noch einmal deutlich mehr Klarheit zu gewinnen, wie wir als Arbeitgeber auftreten und was wir tun können, um Frauen gezielter anzusprechen. Die zentralen Ergebnisse der Avanja Recruiting Challenge hat die Initiative in einem Whitepaper zusammengefasst:

Zum Whitepaper

Über bremen digitalmedia

bremen digitalmedia ist der Branchenverband für Medien- und Informationstechnologie-Unternehmen des Landes Bremen. Seit über zwanzig Jahren vertritt bremen digitalmedia die Interessen der Bremer IT und Medienwirtschaft, indem der Verein seine rund 120 Mitglieder informiert, vernetzt und sich als lebendige Schnittstelle zwischen einer bunten Vielzahl von Bremer Unternehmen und Institutionen versteht.

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