Frauen sind aus unserer Sicht, trotz des allmählichen Wandels, noch immer zu wenig in der IT vertreten. Dabei gibt es schon viel mehr junge Interessentinnen, die sich einen Job in diesem männerdominierten Zweig vorstellen können. Den diesjährigen Weltfrauentag möchten wir deswegen nutzen, um den Startschuss für ein neues Format zu setzen. Frauen in der IT sollten nicht nur am Weltfrauentag selbst, sondern 365 Tage im Jahr die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Ab jetzt interviewen wir regelmäßig Kolleginnen, die bei uns in der IT arbeiten und fragen sie, nach ihren Erfahrungen und Tipps für junge ITlerinnen.

Den Anfang macht unsere Kollegin Anke aus der SAP-Basis, die uns in ihrem Arbeitsalltag als Frau in der IT mitgenommen und ihre Gedanken dazu mit uns teilt.

Interview mit Anke zum Weltfrauentag

Hallo Anke, erzähle erst einmal kurz von dir. Wer bist du, wie lange bist du schon bei affinis und was ist deine Arbeitstätigkeit hier?

Ich bin Anke und arbeite schon seit 18 Jahren bei affinis, genau genommen habe ich damals bei der PTSGroup angefangen, die sich 2021 mit affinis zusammengeschlossen hat. Davor war ich 20 Jahre in dem Unternehmen tätig, bei dem auch die Gründer der PTSGroup angestellt waren. Es waren tatsächlich Kollegen von mir, die die PTSGroup gegründet haben.

Bei affinis bin ich Technical Consultant in der SAP-Basis. Wir betreuen die SAP-Systeme unserer Kunden vom Betriebssystem über Datenbanken bis hin zu administrativen Tätigkeiten in SAP. Installationen, Upgrades und Migrationen sind auch oft relativ große Projekte in unserem Bereich. Meine Arbeit fing in einem kleinen Team an, in dem ich auch die Kollegen zum Teil schon aus der alten Firma kannte. Dort war ich die einzige Frau im Team. Auch in anderen Teams während meiner gesamten Berufslaufbahn war ich häufig die einzige Frau und habe gelernt, mich gegenüber meinen Kollegen zu behaupten.

Wie bist du zur IT gekommen und wie war dein Einstieg?

Das ist ja schon so lange her, schließlich bin ich schon seit 38 Jahren in der IT tätig. Damals habe ich BWL studiert und zu dieser Zeit hat man noch mit Lochkarten programmiert. Das BWL-Studium habe ich eher aus einer Notsituation heraus angefangen, weil ich eigentlich Innenarchitektur studieren wollte, was aber leider nicht funktioniert hat. Voraussetzung für das BWL-Studium war ein halbjähriges Praktikum in einem technischen Bereich. So bin ich in einer Zimmerei gelandet und war auch hier natürlich die einzige Frau auf dem Bau [schmunzelt].

Während des Studiums gab es dann einen ganz neuen Wahlbereich „Wirtschaftsinformatik“. Dieses Fach hat mir wirklich Spaß gemacht. Meine Diplomarbeit habe ich allerdings noch über die „staatliche Förderung des Wohnungsbaus“ geschrieben und mich daraufhin vergeblich bei vielen Wohnungsbaugesellschaften beworben. Da ich aber auch „Wirtschaftsinformatik“ im Studium belegt hatte, konnte ich dann als Programmiererin meinen ersten Job beginnen.

Das war eine schöne und spannende Zeit! Im ersten halben Jahr habe ich nur gearbeitet und im Schlaf von der Arbeit geträumt. Es war unglaublich anstrengend, aber auch sehr schön. Ich war viel unterwegs und habe bei einigen Unternehmen in Stuttgart und Pforzheim sehr viel Zeit verbracht. Zu dieser Zeit gab es keine Remote-Arbeit und kein Homeoffice, somit ging das auch weit über eine 40-Stunden-Woche hinaus.

Ich war 26 als ich anfing und die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen waren im gleichen Alter. Die Leute kamen damals nicht nur aus der IT, sondern aus jeder Fachrichtung – es gab viele Lehramtsstudenten, Biologen, Meteorologen, alles querbeet.

Was macht dir an IT und deinem Job am meisten Spaß?

Ich mag klare Strukturen, die uns helfen, den Betrieb von SAP-Systemen zu erleichtern. Andererseits ist dieser Job auch nie langweilig. Permanente Weiterentwicklungen von Tools und Anwendungen machen die Arbeit spannend. Die Fehleranalyse ist auch immer wieder eine Herausforderung. Es gibt so viele Möglichkeiten, Fehler zu analysieren und am Ende der Detektivarbeit steht dann oft ein Erfolgserlebnis.

Ganz besonders gefällt mir aber auch die Teamarbeit. Ohne ein gutes Team kann unsere Arbeit nicht erledigt werden. Das ist auch nicht immer einfach. Jeder hat so seine Eigenschaften und Stärken, die man berücksichtigen und einschätzen muss. Wer macht was? Wer kann was gut? Das ist sehr spannend!

Was hast du für positive und negative Erfahrungen als Frau in der IT gemacht?

Es gibt viele positive Erfahrungen. Im Großen und Ganzen ist es in der IT nicht mehr ungewöhnlich, als Frau in diesem Job zu arbeiten. Das war vor 38 Jahren noch anders. Vor allem kommt es auf das Team an, in dem man arbeitet. Zudem müssen Frauen immer noch aufpassen, dass sie sich nicht unter Wert verkaufen. In der Vergangenheit gab es diesbezüglich schon häufiger Situationen, die mir heute nicht mehr passieren würden. Daher kann ich neuen Kolleginnen nur raten, dass sie ihre Arbeit und ihr Können nicht unterbewerten sollten! Bei meinen eigenen Kollegen hier bei affinis sind keine Vorurteile gegenüber Frauen zu spüren. Man kann gut auf Augenhöhe arbeiten. In der Vergangenheit gab es jedoch einige Vorkommnisse, besonders bei Kunden, die schon fragwürdig waren und zum Beispiel auf Kommentaren hinsichtlich meines Geschlechts beruhten. Aber auch das hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert. Definitiv ist also zu erkennen, dass es eine erhebliche Entwicklung Richtung Gleichberechtigung in den vergangenen Jahren gab.

Was hat sich aus deiner Sicht für Frauen in der IT verändert?

Einfach die Tatsache, dass es immer mehr Frauen in der IT gibt, ist schon sehr gut.
Auch in den „technischen“ Bereichen sind immer mehr Frauen vertreten und beweisen, dass technisches Know-how nicht vom Geschlecht abhängt. Ein ganz wichtiger Punkt ist die Bezahlung. Ich hoffe, dass der Weg zu einer gerechten, gleichberechtigen Bezahlung nicht mehr so weit ist, denn offene Gehaltsstrukturen können sicher zu einer Gleichberechtigung führen.

Auch das Thema der Familienplanung ist ein allgemeines, gesellschaftliches Anliegen, bei dem sich auch heutzutage vor allem noch Frauen Gedanken machen müssen. Die Möglichkeit, Kinder zu bekommen und die Arbeit trotzdem ohne „Karriereverlust“ fortzusetzen, ist sicher ein ganz wichtiges, weiteres Thema. Gerade für Frauen in der IT ist es nicht einfach, nach beispielsweise einem Jahr Elternzeit zurückzukommen, da sich unsere Branche schnell weiterentwickelt und stetig verändert. Nach einem Jahr Pause ist es dann einfach schwierig, direkt wieder einzusteigen.  Auch Väter sollten da mehr in die Verantwortung gezogen werden. Das gilt nicht nur für die Elternzeit, sondern auch für das Arbeiten in Teilzeit. Nach der Geburt meiner Tochter habe ich Teilzeit gearbeitet und konnte das bis heute beibehalten [lacht]. Das ist auch gut so, für mich war das optimal, doch kann ich natürlich nicht für jede Mutter sprechen.

Trotzdem oder genau deshalb, weil diese Diskussion angestoßen wird, glaube ich, dass es in Zukunft immer mehr Frauen in der IT geben wird. Vom Women Newsletter von SAP über spezielle Veranstaltungen – es wird immer mehr getan – sehr spannend wie ich finde! Es gibt immer mehr Initiativen, durch die Frauen sich austauschen und mehr Know-how bilden können.

Hast du Tipps für Frauen in der IT oder Frauen, die sich überlegen, in die Branche einzusteigen, aber durch die hohe Männerquote oder die noch vorherrschenden Vorurteile abgeschreckt werden?

Für die Einsteigerinnen: Macht es auf jeden Fall und seid mutig genug, wenn es euer Wunsch ist! Das ist mein Tipp. Frauen unterschätzen sich oftmals. „Technik, das kann ich nicht“! Das ist sicher nicht der richtige Weg. Wenn man ein entsprechendes Studium macht, möchte man ja auch einen solchen Job antreten. Berufe in der IT sind schon schwer, aber das für Männer und Frauen gleichermaßen. Das ist nichts, was man nicht lernen kann. Es lohnt sich, dass Frauen mehr in diese Branche reinkommen, um die Teams und die „Männerwelt“ durchzumischen. Der Weg geht schon in die richtige Richtung – das finde ich so schön! Lasst euch nicht in eine Ecke drängen und werdet sichtbar: „Women in Tech“. Wobei mir auffällt: Frauen in den Führungsetagen fehlen aber immer noch! Da gibt es noch viel zu tun, aber das ist wieder ein anderes Thema.

Was ist deine Botschaft an Leute, die immer noch glauben, dass Frauen nichts in der IT verloren haben?

Diese Leute kann es ja eigentlich gar nicht mehr geben [lacht].