Mit Beschluss der Beschlusskammer 6 der BNetzA am 21. Dezember 2020 zur Festlegung des neuen Rollenmodells im Rahmen der Marktkommunikation entstand die neue Rolle des Energieserviceanbieters (kurz: ESA). Hintergrund dieser Entscheidung ist, dass eine Messwertverarbeitung durch Dritte bislang nur bedingt möglich war, da die Messtellenbetreiber die Daten nicht standardisiert bereitstellten. Ursprünglich sollte die neue Rolle des ESA zum 01. April 2022 ihren Weg in den Markt finden, doch durch eine Verschiebung geschah dies erst am 01. Oktober 2022. Daten und Fakten sind wichtig, doch welche Aufgaben und Funktionen soll der Energieserviceanbieter eigentlich zukünftig übernehmen?

Die Rolle des Energieserviceanbieters

Die eigentliche Dienstleistung des Energieserviceanbieters besteht darin, die Verbrauchsdaten seiner Kunden zu analysieren und Optimierungspotenziale zu finden. Zu diesem Zweck bittet der Energieserviceanbieter um Übermittlung der Daten beim Lieferanten.

Für diesen Prozess müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden. Wichtig ist, neben der Einverständniserklärung des Anschlussnehmers, ein Smart-Meter-Gateway. Ein intelligentes Messsystem an sich ist jedoch noch nicht genug, denn Energieserviceanbieter richten ihre (Mehrwert-)Dienste ausschließlich an Kunden mit einem Jahresverbrauch von über 6.000 kWh. Hierbei kann es sich sowohl um Privatkunden als auch gewerbliche Kunden handeln. Da intelligente Messsysteme in der aktuellen Phase jedoch hauptsächlich bei Kunden mit einem Verbrauch von mindestens 6.000 kWh verbaut werden, sind in der Regel beide Voraussetzungen gemeinsam erfüllt.

Der Energieserviceanbieter versteht sich zusammengefasst somit als eine Art Datenanalyst zwischen Versorger und Endkunde. Doch wie sieht diese Dienstleistung in der Praxis aus?

Der Energieserviceanbieter in der Praxis

Im ersten Schritt wendet sich der Kunde an den Energieserviceanbieter, welcher anschließend die erforderlichen Daten beim jeweiligen Versorger bestellt. Als nächstes wird im System des Versorgers der Prozess der Datenübermittlung angestoßen und die Daten im bekannten EDIFACT-Format bereitgestellt. Nach Erhalt beginnt der Analyseprozess und interessante Daten, wie beispielsweise Lastspitzen und die Durchschnittslast, werden „sichtbar“.  Wenn die Analyse abgeschlossen ist, beginnt die Beratung des Kunden hinsichtlich der Optimierungspotenziale.

Bei Privatkunden mit eigenem Erzeuger könnten beispielsweise Optimierungen des Zusammenspiels aus „eigener“ Energie und „Fremdenergie“ bestehen. Bei Geschäftskunden könnte ein Konzept erarbeitet werden, um den Wandel zu erneuerbaren Energien so effizient wie möglich zu gestalten.

Use Case am Beispiel einer Photovoltaikanalage

Schritt 1: Anstoß durch den Kunden
Ein Kunde wendet sich an den ESA mit der Frage, welche alternative Energiequelle, in diesem Fall ein eigener Erzeuger, am besten geeignet ist.

Schritt2: ESA fordert Werte an
Der ESA fordert mit Einverständnis des Kunden die Messwerte beim zuständigen Messstellenbetreiber an.

Schritt 3: Datenübermittlung und Analyse
Der ESA erhält die Daten und analysiert diese. Im Speziellen werden vorrangig Lastspitzen, Durchschnittslast und ähnliche Werte betrachtet.

Schritt 4: Spezifische Analyse
Im nächsten Schritt werden kundenspezifische Eckpunkte in die Analyse einbezogen. Welche Großverbraucher, wie zum Beispiel E-Autos oder Maschinen, gibt es im Betrieb/Haushalt des Kunden?

Schritt 5: Lösung wird dem Kunden präsentiert
Der ESA legt dem Kunden die beste Lösung inklusive aller Optimierungspotenziale für seine individuelle Situation vor.

Fazit zur Rolle des Energieserviceanbieters

Die neue Rolle des ESA bietet vielseitige Einsatzmöglichkeiten. Die genaue Entwicklung ist jedoch noch unvorhersehbar. Mehrere Monate nach der Einführung ist der Markt noch sehr verhalten. Aufgrund der besser zu verarbeitenden Daten haben einige Energiedienstleister die Schnittstellen der Energieserviceanbieter übernommen. So können Kunden ihre Messwerte genauer und aktueller einsehen. Dienstleister mit dem Ziel, die Energienutzung ihrer Kunden zu optimieren, sind keine Innovation, dennoch entwickeln sich durch die einheitlichen Datenformate neue Einsatzmöglichkeiten. Es wird sich erst mit der Zeit zeigen, wo sich die Energieserviceanbieter am Markt platzieren werden und welche Dienste bei den Kunden einen Mehrwert erzielen.

Neue Schnittstellen für ein effizientes Datenmanagement

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