Aktuelle Herausforderungen der Energieversorger

Die Kombination von Digitalisierung und Energiewende stellt Energieversorgungsunternehmen (EVU) vor neue Herausforderungen. In drei Energiebinnenmarktpaketen hatte die Europäische Union energiepolitische Ziele beschlossen, die Strom- und Gasmärkte in der EU immer weiter zu liberalisieren und die Verbraucherrechte zu stärken. Im Juni 2019 wurde nun ein viertes Energiebinnenmarktpaket (Winterpaket) auf den Weg gebracht, so dass fortan neue Regeln für den Strommarkt (z.B. Anforderungen bei erneuerbaren Energieträgern) gelten. Die Vorschriften und Grundsätze des Elektrizitätsbinnenmarkts und der Risikovorsorge wurden im Winterpaket  zur Erhaltung der Funktions- und Wettbewerbsfähigkeit überarbeitet. Die Dekarbonisierung der Energiewirtschaft wird unterstützt und es sollen Hemmnisse für den länderübergreifenden Handel mit Strom abgebaut werden.

Die Richtlinien und Verordnungen sind rechtlich bindend und müssen auf nationaler Ebene umgesetzt werden. Mit dem Ziel u.a. einen diskriminierungsfreien Zugang zum Netz zu gewährleisten, sorgen die  Regulierungen der Bundesnetzagentur (BNetzA) für  Kostendruck auf Seiten der Energieversorger. Gesetzliche Vorgaben des  Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) zur Trennung von Netz und Vertrieb (Unbundling) und das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende (GDEW) zur Ausstattung und zum Betrieb intelligenter Messsysteme (Smart Meter Rollout), müssen umgesetzt werden.

Anbieter konkurrieren stärker miteinander und regionale Stadtwerke müssen sich mit überregionalen Energieversorgern messen. Infolgedessen sind Servicequalität, Vertrauen und Kundennähe keine Alleinstellungsmerkmale von regionalen Anbietern mehr und Kunden müssen wenig Aufwand betreiben, um z.B. auf Onlineportalen einen Versorgerwechsel durchzuführen. Neben den Herausforderungen auf der Kundenseite existieren aber auch Spannungsverhältnisse  innerhalb der eigenen Strukturen. Die bestehenden IT-Systeme eines Energieversorgers sind häufig analoge Insellösungen und müssen bei der Einführung von neuen oder der Änderung von bestehenden Prozessen kostenintensiv angepasst werden.1 Um in entsprechender  Geschwindigkeit Innovationen einzuführen, benötigen Unternehmen personelle und materielle Kapazitäten, die zum Teil gar nicht vorhanden sind.

Chancen durch Erweiterung des Angebotes mit Non-Commodity-Produkten

Die digitale Energiewende bietet Chancen bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen neben dem konventionellen Angebot mit Commodity-Produkten. Eigene Produkte müssen durch die EVU erst entwickelt werden, aus den Produkten können zukünftig neue erfolgreiche Geschäftsfelder gebildet werden.

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Abb. 1: Neue Geschäftsfelder von Energieversorgungsunternehmen. Quelle: Eigene Darstellung.

Aus Sicht der EVU werden sich neue Geschäftsfelder nah am Kerngeschäft bilden. Die größten Potentiale werden die dezentrale Stromerzeugung, das Smart Metering und die Elektromobilität haben.2 Die Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen mit IT- und Cloudsystemen wird das Fundament eines modernen Energiedienstleisters sein.1 Große Datenmengen aus Einspeisung, Smart Metering und dem Netzbetrieb müssen verarbeitet werden. Durch die Auswertung von gesammelten Daten werden die Bedürfnisse von Kunden erkannt.

Den Kunden langfristig an das eigene Unternehmen zu binden, ist eines der wesentlichen Ziele von EVU. Dafür ist die wesentliche Voraussetzung, dass die Bedürfnisse der Kunden erfüllt werden. Der Vertrieb von Non-Commodity Produkten, zusätzlich zur Versorgung der Kunden mit Strom oder Gas, bietet Möglichkeiten ein großes Spektrum von Kundenbedürfnissen in den einzelnen neuen Geschäftsfeldern abzudecken. Die Produkte ergänzen das Portfolio eines Energieversorgers mit werthaltigen Produkten oder Dienstleistungen. Neben SmartHome Ausstattung bieten Photovoltaikanlagen, Blockheizkraftwerke, stationäre Windkraftanlagen, Speicher und Wallboxen den Kunden einen interessanten Mehrwert. Optional zu den Produkten können Dienstleistungen und Services angeboten werden.

In den kommenden Jahren wird die E-Mobilität weiter ausgebaut und E-Tankstellen müssen für eine flächendeckende Ladeinfrastruktur errichtet werden. Auch die Anzahl der Besitzer von Elektrofahrzeugen wird zunehmen. In deutschen Innenstädten gibt es kostenfreie Parkplätze mit der Möglichkeit ein Elektrofahrzeug zu laden und die Abrechnung des Ladestrom erfolgt über die Stromrechnung des Kunden. Zusätzlich zur Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum können Produkte im Kundenumfeld vertrieben werden. Ein Beispiel: Herr Mustermann ist Besitzer eines Einfamilienhauses und fährt ein Elektrofahrzeug. Sein regionales Stadtwerk bietet ihm eine Wallbox mit einem vergünstigten und umweltfreundlichen Tarif beim Laden des Fahrzeuges an. Als Zusatzleistung erfolgt die Installation der Wallbox durch einen Elektroinstallateur und er schließt einen Wartungsvertrag über mehrere Jahre ab.

Für einen erfolgreichen Vertrieb von Non-Commodity Produkten, wie in unserem Beispiel, sind ein leistungsfähiges CRM und Produktmanagement die Voraussetzung.3

Non-Commodity Produkte erfolgreich einführen

Als kompetenter Lösungsmacher der Energiewirtschaft bietet affinis Ihnen ein umfangreiches und auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Cloudsystem an. Wir stellen Ihnen Customer Relationship Management, Produktmanagement und die Abrechnung von Commodity- und Non-Commodity Produkten auf einer Plattform zur Verfügung. Über Schnittstellen binden wir unsere Cloudlösung in Ihre vorhandenen Systeme ein. Unser System bietet Ihnen Potentiale, um Ihr Produktportfolio zu optimieren. Mit Reporting- und Analysefunktionen sowie Markt-/Wettbewerbsanalysen können Sie Maßnahmen zur Ertragssteigerung treffen.  Wir informieren Sie über die neuesten Entwicklungen auf dem Energiemarkt und beraten bei der Einführung von neuen Produkten und Dienstleistungen. Mit affinis werden Sie zu einem erfolgreichen Energiedienstleister.

Quellen

1 Alte-Teigeler, Johannes (2019): Digitaler Vertrieb für Energiedienstleistungen, in: Oliver Doleski (Hrsg.), Realisierung Utility 4.0 Band 2, Berlin, Deutschland: Springer Vieweg, S. 519–528.

2 Ernst &Young GmbH (2019): Stadtwerkestudie 2019: Ecosystems und Konvergenz als Wachstumschancen für Stadtwerke

3 Meyer-Delpho, Florian (2019): Energiedienstleistungsvertrieb 4.0, in: Oliver Doleski (Hrsg.), Realisierung Utility 4.0 Band 2, Berlin, Deutschland: Springer Vieweg, S. 529–536.