Um die Digitale Transformation voranzutreiben sollen ineffiziente manuelle Prozesse durch digitale Lösungen und Tools abgelöst werden. Das stellt IT-Abteilungen vor enorme Herausforderungen. Die wachsenden Anforderungen alle zeit- und aufgabengerecht mit den vorherrschenden Entwicklungskapazitäten zu stemmen, scheint nicht nur unmöglich, sondern ist es oftmals auch. Trotzdem weisen die Fachabteilungen Entwicklungsbedarfe auf und sind somit an die IT-Abteilungen gebunden. Das wird zumindest vermutet. Aber hier kommt ein aktuelles und relevantes Thema ins Spiel: Citizen Development – die eigenständige Entwicklung von digitalen Lösungen ohne klassisches Programmierungs-Know-how.

Was ist Citizen Development?

Citizen Development ist ein Ansatz in Unternehmen, in dessen Rahmen Fachkräfte selbst — und ohne die Hilfe der IT-Abteilung — Anwendungen, Softwares und Workflows erstellen können. Die so genannten Citizen Developers sind während des gesamten Entwicklungsprozesses nicht auf die Unterstützung von IT-Expert:innen und Entwickler:innen angewiesen. Citizen Development kann dank Low-Code und No-Code Programmierung funktionieren. Das bedeutet, dass Anwender:innen solcher Entwicklungsplattformen kaum oder sogar gar nicht programmieren müssen. Dadurch bekommen auch Laien die Chance, für sie relevante und dringliche IT-Bedarfe zu decken. Zusätzlich können Low-Code-Plattformen mit KI-basierten Funktionen automatisch Code generieren. Dieser ist auf die spezifischen Anforderungen der Anwendung zugeschnitten, was den Entwicklungsprozess beschleunigt und die Arbeit der Citizen Developer erleichtert.

Mit den richtigen Tools zum Erfolg

Der Low-Code-Ansatz ermöglicht es den Citizen Developern, mithilfe von visuellen Tools und Drag-and-Drop-Interfaces Anwendungen zu erstellen. Dadurch sind keinerlei Programmierkenntnisse erforderlich. Für diese Arbeitsschritte und Entwicklungen eignet sich unter anderem die Microsoft Power Platform, die verschiedene Tools anbietet. Dazu gehören etwa Microsoft Power BI, Microsoft Power Apps, Microsoft Power Automate und der Microsoft Copilot, die für das Citizen Development nützlich sind. Ersteres fungiert als Business Intelligence-Tool für die Erstellung von interaktiven Datenvisualisierungen, Dashboards und Berichten. Mithilfe von Microsoft Power Apps können Citizen Developer ohne Programmierkenntnisse benutzerdefinierte Anwendungen realisieren. Microsoft Power Automate hilft bei der Digitalisierung und Automatisierung von Arbeitsabläufen.

Der Copilot: Die KI der Microsoft Power Platform

Der Microsoft Copilot ist eine Künstliche Intelligenz (KI), die in der Power Platform integriert ist und Citizen Developern bei der Erstellung von Anwendungen hilft. Somit unterstützt der Copilot beispielsweise dabei, schnell und einfach Code zu schreiben. Hierfür macht er Vorschläge für Funktionen, Variablen und Parameter auf der Grundlage des Kontextes und der Anforderungen der Anwendung. Der Copilot ist in der Lage, Code für häufige Aufgaben auch automatisch zu generieren und zu bearbeiten, was die Effizienz der Entwickler:innen steigert.

Darüber hinaus erleichtert der Copilot die Arbeit der Citizen Developer bei der Integration von Datenquellen und der Erstellung von Datenmodellen. Er gibt Empfehlungen für die Erstellung von Beziehungen zwischen verschiedenen Tabellen und Datenquellen. Insgesamt bietet diese Anwendung von Microsoft in der Power Platform so eine Vielzahl von Tools und Funktionen, die Daten von verschiedenen Quellen sammeln, analysieren und visualisieren.

Citizen Development als Innovation und Herausforderung für Unternehmen

Gerade hinsichtlich der Digitalen Transformation von Unternehmen und der Förderung einer Innovationskultur sowie der Zusammenarbeit innerhalb einer Organisation gewinnt Citizen Development an Relevanz. Ganz ohne die Hilfe der IT-Abteilung und Fachkräfte ist dieser Ansatz jedoch noch nicht möglich. Citizen Development steht immer noch vor Herausforderungen wie IT-Security, der Gewährleistung eines gewissen Qualitätsniveaus und der Skalierbarkeit der entwickelten Applikationen. Die Challenges der IT-Security lassen sich hierbei beispielsweise durch die benötigte klare Rechtsstruktur definieren. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten nur auf die Daten Zugriff erhalten, die für sie bestimmt sind. Die jeweilige Freigabe muss klar über die App gesteuert werden. Darüber hinaus gilt es, die Anwendungen in die bestehenden IT-Systeme zu integrieren.

Eine Fülle an Vorteilen für das gesamte Unternehmen

Unternehmen sollten die durch Low-Code-Entwicklungen entstandene Chance in jedem Fall ergreifen. Neben den Möglichkeiten, geringfügige Coding-Arbeiten in den Fachbereichen zu erledigen und somit die IT-Abteilung zu entlasten, ist die Benutzerfreundlichkeit heutiger Low-Code-Plattformen ein großer Pluspunkt. Die vorherrschenden Tools sind perfekt auf die tagtäglichen Bedarfe der Fachabteilungen abgestimmt und spiegeln reale Arbeitserleichterungen wider. Laut einer Vorhersage von Gartner (2021) senkt Citizen Development die Entwicklungskosten von Applikationen zudem um 74% und erreicht einen ROI von 182% nach drei Jahren. Die Quelle schildert auch, dass der Anteil der Low-Code-Entwicklungen im Jahr 2025 in Unternehmen 65% betragen soll.

Um Citizen Development zu etablieren, lohnt sich eine klare Vorgehensweise, die im gesamten Unternehmen ausgerollt wird. Somit wissen Fachkräfte, in welchen Fällen sie selbst entwickeln dürfen und welche den Expert:innen vorbehalten sind. Auch eine Entwicklungsplattform zum Erproben von Anwendungen hilft den Citizen Developern, ein grundlegendes Verständnis für Low-Code-Entwicklungen aufzubauen und Ideen auszuprobieren. Alle genannten Vorteile kommen somit letztendlich den Fachabteilungen zugute, die mehr und mehr die Chance ergreifen, zu Citizen Developern zu werden. Eine Beratung zu Beginn ist dennoch sinnvoll, gerade um allen Zweifeln vorzubeugen. Mit mehr Informationen und verschiedenen Digitalisierungskonzepten diesbezüglich statten unsere Expert:innen von affinis jederzeit gerne individuell aus, beispielsweise in einem Workshop zur Microsoft Power Platform.