Anfang 2021 hat der Gesetzgeber in Deutschland das Rentenübersichtsgesetz, kurz RentÜG, beschlossen. Das RentÜG soll sicherstellen, dass alle deutschen Staatsbürger:innen das komplexe System der Altersvorsorge gut durchdringen und ihre Rentenansprüche inklusive Verträge jederzeit übersichtlich und an einer Stelle gesammelt einsehen können. Daraus entstand der Entwurf der Digitalen Rentenübersicht, einem Online-Portal, das alle Informationen zu diesen Ansprüchen aus der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge bündelt und bereitstellt. Im Folgenden informieren wir über die Herausforderungen bei der Umsetzung der Digitalen Rentenübersicht.

Regulatorische Anforderungen an die Digitale Rentenübersicht

Eine Digitale Rentenübersicht, die uns jederzeit zuverlässige Informationen über unsere Rentenansprüche liefert und auf einen Blick zeigen soll, wie viel wir bereits in unsere Altersvorsorge investiert haben – egal ob gesetzlich, privat oder betrieblich. Im Dezember 2022 ist sie in ihre Pilotphase gestartet, um alle Funktionen zu erproben. Dabei muss das Online-Portal einigen regulatorischen Anforderungen genügen, um endgültig in Betrieb genommen werden zu können.

Oberste Priorität erlangt dabei der Datenschutz. Die Digitale Rentenübersicht spielt sensible Daten an Versicherungsnehmende aus und muss darum ausnahmslos den Anforderungen des Datenschutzrechts entsprechen. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass die Digitale Rentenübersicht gegen Cyber-Angriffe und möglichen Missbrauch der Daten geschützt sein muss. Die Informationssicherheit des Online-Portals ebenso wie die Datenübermittlung der Vorsorgeeinrichtungen ist unerlässlich und muss zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein. Genauso sollten Versicherungsnehmende jederzeit auf die Übersicht und ihre Daten zugreifen können. Diese sollten verständlich und transparent aufbereitet werden, da sich viele Menschen bei Versicherungsthemen, insbesondere Rentenversicherungen schnell verunsichert oder überfordert fühlen.

Exemplarischer Ablauf einer Anfrage bei der ZfDR

Versicherungsnehmende stellen zukünftig ihre Anfrage bei der Zentralen Stelle für die Digitale Rentenübersicht, kurz ZfDR, um Informationen über ihre Rentenansprüche zu erhalten. Dafür legt die Person ein Profil im Online-Portal der Digitalen Rentenübersicht an. Die ZfDR fragt wiederum alle angeschlossenen Vorsorgeeinrichtungen mittels der Steuer-ID der Bürger:innen an, ob Informationen zur gesetzlichen, privaten oder betrieblichen Altersvorsorge dieser Personen vorliegen. Im nächsten Schritt benachrichtigen die Vorsorgeeinrichtungen die ZfDR darüber, ob sie die angefragte Person in ihrem System identifizieren konnten und wenn ja, welcher Rentenanspruch besteht. Alle Informationen und Daten stellt die ZfDR aufbereitet im Online-Portal und einer Standmitteilung als PDF für die angefragte Person zur Verfügung.

Digitale Rentenübersicht - Ablauf des Prozesses
Abbildung 1: Ablauf des Prozesses der Digitalen Rentenüberischt

Technische Hürden seitens der Vorsorgeeinrichtungen

Damit die Digitale Rentenübersicht Daten bei den Versicherungen an- und abfragen können, muss zuerst ein Zertifikat durch die Anbindung an die ZfDR bestehen. Diese Anbindung muss spätestens bis zum 31. Dezember 2024 erfolgen, kann sich durch verschiedene Faktoren allerdings schwierig gestalten. Das liegt zum Beispiel an den individuellen und teils sehr komplexen IT-Landschaften. Auch die jeweils genutzten Server können ein Problem darstellen: Zum einen sind Server häufig nicht rund um die Uhr verfügbar, zum anderen kann ihnen die Kapazität fehlen. Das führt dazu, dass sich Anfragen teilweise nicht oder nur verspätet beantworten lassen.

Stellen wir uns einmal vor, dass zu Beginn des Regelbetriebs alle Personen im Alter von 18-67 Jahren in Deutschland eine Anfrage erstellen. Das entspricht 55 Mio. Menschen und somit 70 Anfragen pro Sekunde für jede Vorsorgeeinrichtung. Dieses Szenario spiegelt nicht die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit wider, zeigt aber das potenzielle Lastszenario auf. Darüber hinaus können auch bei einzelnen Datenbereitstellungen hohe Lasten entstehen, die unbedingt berücksichtigt werden müssen.

Demnach müssen Versicherer die eigene vorhandene IT-Infrastruktur analysieren und überprüfen, Schnittstellen schaffen sowie geeignete Maßnahmen und Prozesse etablieren. Das ist beispielsweise auch wichtig um zu gewährleisten, dass die Daten und Schnittstellen dauerhaft aktuell sind.

Lösungsansätze auf dem Weg zur Digitalen Rentenübersicht

Für all die vielfältigen Herausforderungen, die durch die Digitale Rentenübersicht jetzt auf die Vorsorgeunternehmen und Versicherer zukommen, gibt es jedoch Lösungsansätze. Zudem unterstützen Spezialist:innen bei der Anbindung an die Digitale Rentenübersicht. Dieser Wendepunkt eignet sich zudem dafür, auch alte Schwachstellen aufzudecken, zu optimieren und somit weitere Mehrwerte für das eigene Unternehmen zu schaffen.

Als Beratungsunternehmen und IT-Dienstleister für Versicherungsunternehmen haben wir uns bereits mit den Anforderungen sowie potenziellen Herausforderungen der Digitalen Rentenübersicht auseinandergesetzt. Dafür haben wir ein individuell anpassbares Projektvorgehen entwickelt, um Versicherer von der IST-Analyse über die Konzeption, Implementierung und dem Testing bis hin zur Integration und dem Early-Life-Support in die operativen Abläufe zu unterstützen. Nach der Pflicht helfen wir Ihnen auch bei der Kür und beraten Sie neben den Standardanforderungen auch gerne zu weiteren Potenzialen zur IT-Infrastruktur, Security, Data Analytics und vielem mehr. Somit wird nicht nur die Regulatorik umgesetzt, sondern Mehrwerte werden geschaffen, indem Potenziale ausgeschöpft werden.